
Ansichten anderer Anleger
In welchen Sektoren heute Zukunft gemacht wird
29.10.2022 - Ein Gespräch mit Stefan Filz. Der gelernte Bankkaufmann hat zusätzlich eine von der Ludwigs-Maximilian Universität München zertifizierte Ausbildung zum Wertpapierberater absolviert. Mit Aktien handelt Stefan Filz bereits seit 1995. Im Internet betreibt er einen Finanzblog mit dem schönen Titel aktiengott.de . Die Fragen stellt Frank Sauerland, Autor von Depoleon.
Frage: Wie bist du auf den Titel für deine Webseite gekommen?
Bei den Vorbereitungen zum geplanten Finanzblog ging es mir natürlich auch darum, einen relativ markanten, allem voran aber auch einprägsamen Seitennamen zu finden. Es hat eine ganze Weile gedauert bis aktiengott.de als Domainname fest stand. Bei der Wahl des Namens ging es mir tatsächlich darum einen Namen zu finden, der auch in den Köpfen meiner Besucher bleibt. Und bevor du fragst, als Gott bezeichne ich mich selbst natürlich nicht. Auch ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit Emotionen und Fehlern, aber eben auch mit angeeigneter Expertise im Wertpapiergeschäft.
Nach durchaus längerer Recherche nach einem passenden Namen für den Finanzblog stand schließlich die Domains aktiengott.de fest.
Was will der Aktiengott mit Hilfe des Internets den Menschen mitteilen?
Die Idee für einen Finanzblog verfolgte ich schon eine ganze Weile. Ich dachte mir, warum meine Erfahrungen und das Wissen im Finanzbereich nicht mit anderen teilen. Mit meinem Blog möchte ich all die jene unterstützen, die sich mit den Kapitalmärkten insbesondere zu den Themen wie Aktien, Fonds, ETF’s oder auch Versicherungen nicht so gut auskennen. Man kann auch sagen, dass ich die in Deutschland eher zaghafte Aktienkultur fördern möchte. Zu wenige Menschen machen hierzulande etwas aus Ihrem Geld, und das, obwohl es so viele spannende Möglichkeiten gibt, Kapital attraktiv anzulegen. Nicht nur auf dem Aktienmarkt, sondern auch im Bereich der Versicherungs- und Altersvorsorge. Deshalb behandle ich regelmäßig auch diese Themen auf aktiengott.de.
Wie siehst Du die aktuelle Krise - Stichwort Energie & Ukraine?
Am Aktienmarkt gibt es immer wieder turbulente Phasen, geprägt durch verschiedenste Ereignisse. Wir hatten die Lehman Pleite, die Schuldenkrise und Corona. Im Grunde genommen kann dem hartgesottenen Börsianer eigentlich nur noch wenig erschüttern. Doch der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist eine neue, ganz andere Dimension. Nicht wegen des Kriegs an sich, der natürlich für die Menschen im Kriegsgebiet schlimm ist. Vielmehr geht es um die Folgen des Krieges. Diese verlangen der Wirtschaft, und das nicht nur in Deutschland, bereits jetzt einiges ab.
Zum einen werden Lieferketten gebrochen oder gestört, zum anderen befeuern die steigenden Rohstoff- bzw. Energiepreise die Inflation. Insbesondere die steigenden Preise für Energie und die Gefahr eines kompletten Ausfalls russischer Gaslieferungen nach Europa setzen die deutsche energieintensive Wirtschaft massiv unter Druck. Chemiekonzerne wie BASF arbeiten schon an Notfallplänen. Kommt es tatsächlich zu einem Gaslieferstopp Russlands, so würde das unsere Wirtschaft hart treffen. Denn dann könnte es passieren, dass Energie quasi rationiert wird, Konzerne also vom Energienetz getrennt werden und zunächst private Haushalte und Wichtige öffentliche Einrichtungen zu schützen. Das hätte fatale Auswirkungen, denn dann steht uns womöglich eine große Entlassungswelle und hohe Arbeitslosigkeit bevor.
Was rätst du mittelfristig orientierten Anlegern?
Die aktuelle Lage am Aktienmarkt ist natürlich schwer einschätzbar. Der Markt macht oftmals nicht das, was man gerade erwartet. Das liegt natürlich daran, dass die Märkte die Zukunft handeln.
Hoffen würde ich persönlich natürlich, dass wir nach der nun seit Monaten anhaltenden Talfahrt nun den Punkt kommen, an dem die Marktteilnehmer wieder Hoffnung auf Besserung sehen, also optimistischer in die Zukunft blicken. Das dürfte aber wohl erst der Fall sein, wenn die Gasversorgung, wie auch immer, sicher gestellt werden kann. Erste Anzeichen für eine Trendwende sehen wir bereits. Nachhaltig ist sie wohl nur, wenn Putin den Gashahn bei Nord Stream 1 wieder auf-, bzw. nicht wieder zudreht.
Ein weiterer Aspekt, der bei Anlegern zu Unsicherheit führt sind allerdings auch die stark steigenden Zinsen. Die Notenbank EZB hat in erster Linie Preisstabilität im Blick. Das hat Jahrzehnte lang auch funktioniert. Die Inflation lag im Schnitt, mit einigen Ausnahmen, immer im Bereich um die 2 Prozent. Nachdem die Inflation nun aber in die Höhe geschossen ist, müsste die EZB die Zinsen eigentlich anheben. Das ist normalerweise schlecht für Aktien. Werden die Leitzinsen der EZB zu hoch, besteht die Gefahr, dass einige Euroländer Schwierigkeiten mit der Zinslast bekommen.
Kurzfristig wird es an den Märkten volatil bleiben. Auch wenn es gerade wieder etwas nach oben geht, Rückschlagpotential besteht. Als Mittel- bis langfristig orientierter Anleger war es in der Vergangenheit meist nicht falsch, Krisen zum Nachkauf zu nutzen. Natürlich ist dabei ganz entscheidend, welche Werte im Depot liegen. Bei Substanzwerten mit entsprechendem Value mache ich mit persönlich wenig Sorgen.