Aktien Blog 2022 Ansichten eines Aktienanlegers
Stäbchendiagramm: Zeigt, wo die erfolgreichen Aktien sind.

Lage & Szenarien vom 2.4.2023

Wo sich Gewinner-Aktien verstecken

Von Frank Sauerland

Das obige Stäbchendiagramm ist wertvoll, so läppisch es auch daherkommt. Es zeigt

  • warum die meisten Anleger die falschen Aktien kaufen
  • warum sie die falschen Aktien kaufen müssen
  • warum es der Mehrheit schwer fällt, am Aktienmarkt Gewinne zu erzielen
  • wo die richtigen Aktien zu finden sind
  • welche Schlussfolgerung ich als Aktienanleger ziehe.

Das Diagramm skizziert die Ergebnisse eines Zahlenwerks des J.P. Morgan Asset Managements. Es veranschaulicht die Verteilung des annualisierten Gesamtgewinns einzelner Aktien, wenn dieser in Beziehung gesetzt wird zum Russell 3000-Index. Beobachtet wird der Zeitraum von 1980 bis 2020.

Das Diagramm zeigt also, welche US-Aktien besser abschnitten und welche schlechter im Vergleich zum Index, dem Russell 3000, einem der weltweit größten Aktienindices.

Auf der Hochkantachse am linken Rand ist die Anzahl der Aktien aufgetragen, welche das jeweilige Gewinnniveau erreichen. Auf der Linie unten ist der prozentuale Gewinn/Verlust der Aktien gegenüber dem Maßstab abzulesen.

Die Erkenntnisse, die ich aus der Betrachtung der 15 Stäbchen ziehe, sind einfach, jedoch umstürzend und stellen manche Investmentstrategie in Frage.

Zunächst und bitter: Die Mehrzahl der Aktien macht Verlust. Zu sehen ist das an den höheren Stäbchen auf der linken Seite des Diagramms. Die allermeisten Aktien machen 10 Prozent Verlust (Pfeil).

Auf die Anzahl der Aktienfirmen bezogen ist es von daher wahrscheinlicher, als Aktieninvestor ein Verliereraktienunternehmen zu erwischen als einen Gewinner. Nun kommen zwei psychologische Faktoren hinzu, welche die Wahrscheinlichkeit wohl noch erhöhen, sich ausgerechnet die Verlierer herauszufischen und auch noch an ihnen zu lange festzuhalten, den Schaden im eigenen Depot also nicht zu begrenzen, sondern zu vergrößern:

  • Wir sind auf der Jagd nach „Schnäppchen”, nach unterbewerteten Aktien. Wir wollen Buffett spielen oder Graham. Wir fühlen uns schlauer als die anderen. Wir glauben Hinweisen auf Social Media-Kanälen nach unentdeckten „Perlen”, die kurz vor der Wende stehen. Mit anderen Worten: Wir laufen als Privatanleger Gefahr, gerade die Loser aufzukaufen, welche Profis aus guten Gründen im jeweiligen Moment abstoßen. Deswegen fällt der Kurs der „Schnäppchen”, es ist zu viel Angebot da und zu wenig Nachfrage, da die aufgeklärten Marktteilnehmer sich mit Käufen zurückhalten.
  • Haben wir als Feierabend-Buffett dann das „Schnäppchen” im Depot und sackt der Kurs weiter (siehe Diagramm …): Dann halten wir das Papier, statt den Schaden zu begrenzen und den Verlierer schnell wieder loszuschlagen. Denn es ist schwer, sich einen Fehler einzugestehen. Wir wollen recht haben und außerdem sind wir Buffett, wir sind schlauer, die Wende kommt. Bestimmt. Aber ganz bestimmt. — Die Statistik spricht dagegen.

Das zweithöchste Diagrammstäbchen erzielen die Aktien, welche null Prozent Gewinn machen im Vergleich zum Russell 3000. Immerhin, hier hätte ich mir als Investor keinen Verlust zugefügt … aber mein Anspruch ist höher, wenn ich schon Zeit investiere und mich mit dem Markt beschäftige. Ich möchte belohnt werden und das ist offensichtlich schwer, genauso schwer wie es für Firmen ist, Gewinne zu erzielen, indem sie Produkte herstellen, für welche Menschen bereit sind, Geld auszugeben. Nur eine Minderheit von Unternehmen schafft das.

Je höher der Gewinn ist, der mit einer Aktie erzielt werden kann, desto schwieriger ist es laut Statistik, eine solche Aktie zu erwischen, denn ihre Anzahl nimmt ab, die Stäbchen werden immer kürzer — bis zum letzten Stäbchen ganz rechts (Pfeil), das bei 70 Prozent Gewinn (!) wieder deutlich länger wird und das ist ein wertvoller Hinweis:

Welche Aktien mögen das sein, die Anlegern solche fantastischen Gewinne bescheren? Zwei Möglichkeiten fallen mir ein:

  • Obskure Buden, welche ein explosiv erfolgreiches Geschäftsmodell haben
  • Die üblichen Verdächtigen, die großen Apples und Microsofts und Googles usw.

Mit dieser Theorie kann ich das Diagramm nun von rechts nach links aufrollen und Schlussfolgerungen für meine Investitionen ziehen. Die 70 Prozent-Gewinner sind einfach zu identifizieren. Es sind die „Großen”. Schaue ich mir ihre Kursverläufe an, dann sind es beeindruckende Anstiege. In Chartdarstellungen laufen ihre Kursnotierungen „von links unten” nach „rechts oben”.

Die kleinen Buden mit den explosiven Unternehmensgewinnen werden in Charts ebenso auffällig, sie ziehen hoch und schwenken - wenn das Geschäftsmodell über Jahre trägt - auf ein ähnliches Chartmuster ein wie es die großen Erfolgsunternehmen haben.

Ähnliche Chartmuster finden sich bei anderen erfolgreichen Aktienunternehmen, die in den kürzeren Stäbchen auf der rechten Seite des Diagramms stecken. Ich brauche das Muster nur zu akzeptieren. Erfolgreiche Aktienunternehmen, erst recht megaerfolgreiche Aktienunternehmen, sind längst „entdeckt” und damit kein Schnäppchen, kein Turnaround-Kandidat.

Natürlich kann ich versteckte Chancen suchen, Sonderangebote erjagen wie im Supermarkt, das macht Spaß. Aber bei den ernsthaften Investitionen geht es mir nicht um Spaß, sondern um Gewinn und Sicherheit, und da verlasse ich mich auf erfolg- und supererfolgreiche Unternehmen. Also auf die Aktien, die mutmaßlich auf der rechten Seite des Diagramms einzusortieren sind. An ihren Erfolgscharts sind solche Unternehmen recht einfach zu identifizieren — und von den anderen Charts, den Supermarktschnäppchencharts, die von links oben nach rechts unten verlaufen: Von denen halte ich mich fern und damit von der Mehrzahl der Aktien, die im Angebot sind und die sich auf der linken Seite des Diagramm versammeln.

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