Aktien Blog 2022 Ansichten eines Aktienanlegers
Novo Nordisk: Charakteristischer Pfeil im Chart beim Pharmahersteller.

Lage & Szenarien vom 19.2.2023

Investieren ist langweilig

Von Frank Sauerland

Das Investieren in gute Aktien kann verdammt langweilig sein. Ich bringe immer wieder die gleichen Charts. Nicht etwa von denselben Unternehmen, sondern immer wieder Chartbilder und -strukturen, die sich ähneln. Ihre Kurse gehen von links unten nach rechts oben. So auch auf diesem Sonntagsbild wieder. — Aber alles andere macht wenig Sinn, man möchte investieren, um Rendite zu erzielen, und Rendite ist das Resultat, wenn ein Unternehmen Produkte herstellt, für welche Mitmenschen bereit sind, Geld zu bezahlen und zwar so viel Geld, dass es sich für das Unternehmen lohnt, die Produkte zu produzieren, indem es Material einkaufen und seine Mitarbeiter auskömmlich entlohnen kann und auch Ausschüttungen für die Kapitalgeber leisten kann, die schließlich ins Risiko gegangen sind, also ihre aufgespeicherte Lebenszeit in Form von Ersparnissen der Firma anvertraut haben … äh, ich schweife ab, wo war ich, ach so, also der ewig gleiche Chart, oben ist er zu sehen, und er ist nur Beispielgeber für gleich ein Rudel von ähnlich lukrativen Unternehmen, die derzeit im skandinavischen Raum zu finden sind.

Charakteristikum des Charts ist die Linie, welche ich eingezeichnet habe, sie geht - wie gesagt - von links unten nach rechts oben. Immer wieder taucht diese Linie bei erfolgreichen Aktienunternehmen auf.

Langweilig ist das. Aber für Anleger eben lukrativ. Einmal entdeckt, einmal im Jahr gecheckt und gut ist es. Der Chart verfolgt die Wertentwicklung des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk, einem Hersteller von Mitteln zur Bekämpfung von Zuckerkrankheit und Fettleibigkeit.

Es gibt zu dem Chart wenig weitere Schlauheiten zu sagen. Ich kann den Chart vergrößern, verkleinern, ich kann ihn auf Tagesansicht umstellen oder auf Monatsansicht, ich kann Handelsvolumina einblenden … - es lassen sich (für mich jedenfalls) kaum neue Erkenntnisse herausquetschen. Das sind die Grenzen einer Chartbetrachtung, und das reicht auch, ich kann dabei bleiben, mich um nichts weiteres kümmern und gut damit fahren als Anleger.

Ich kann auch mehr Sicherheit suchen, indem ich weitere Informationen sammele. Die Betriebsgewinnmarge Novo Nordisks lag zuletzt laut öffentlichen Berichten bei 45 Prozent, die Verschuldung ist niedrig, das neue Wundermittel gegen Fettleibigkeit dürfte reißenden Absatz finden, die Frage ist, ob die Herstellungskapazitäten ausreichen werden. Das ist ein Problem, das viele Hersteller gern hätten. Trotzdem erwarten Analysten, dass Novo Nordisk seine extrem hohe Kapitalrendite im nächsten Geschäftsjahr nicht wird halten können, der Kurs erscheint ihnen als ausgereizt. Der langjährige Schnitt des Kurs/Gewinnverhältnisses (KGV) liegt bei 24. Für 2023 wird ein KGV von 31 erwartet. Hier gilt: je höher, desto „teurer” ist die Aktie.

Habe ich mit diesen Zusatzinfos mehr Sicherheit gefunden? Kaum. Was ich gefunden habe, sind lediglich eben mehr Informationen. Informationen, die alle haben, die sich professionell für Novo Nordisk interessieren. Folglich sind die Informationen längst in der Kurskalkulation enthalten. Der eigentliche Wert der zusätzlich von mir herangezogenen Informationen ist womöglich: Die aufdämmernde Erkenntnis, dass die Zukunft unsicher bleibt; das einzig Sichere in ihr ist die beständige Angst der Anleger in eben diese Unsicherheit hinein zu investieren, welche mit der Angst ringt, eine lukrative Investition gerade wegen dieser verdammten Investitionsangst zu verpassen.

Die größte Leistung beim Investieren ist daher wahrscheinlich, die Kraft zu finden, eine Entscheidung zu fällen anhand der aktuellen Daten, welche der Markt bereitstellt und die Entscheidung zu ändern, sobald der Markt dokumentiert, dass die Entscheidung falsch war.

Das klingt platt. Aber es ist ziemlich schwer. Vielleicht auch, weil die Charts gewinnträchtiger Aktien oft einfache Strukturen aufweisen. Folgte man ihnen, wäre Investieren so langweilig, das kann doch gar nicht sein?

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