Aktien Blog 2022Ansichten eines Aktienanlegers

Lage & Szenarien vom 25.9.2032

Der Pfeil des Grauens

Von Frank Sauerland

Diese Lage & Szenarien-Gesprächsaufzeichnung kommt aus der Zukunft. Durch ein Wurmloch, eine Raum-Zeitfalte im Hyperkonditionalum ist sie hindurch geschlüpft und verbreitet sich vorzeitig. Ich hoffe nur, durch deine um zehn Jahre verfrühte Lektüre des Gesprächs verändert sich die Zukunft nicht.

Vielleicht wäre es doch am sichersten, wenn du darauf verzichtest, diese Lage & Szenarien-Ausgabe zu lesen. Dann kann nichts passieren. — Auf keinen Fall aber - falls du doch weiterliest - solltest du den Newsletter als Anlagetipp aus der Zukunft weiterleiten an Bekannte oder Freunde; wir wollen den Schaden nicht noch vergrößern.

„Papa, wie geht es nun weiter mit dem Aktienmarkt?”

„Ich weiß es nicht, Tochter.”

„Du weißt doch immer alles.”

„Hä?”

„Und besser weißt du es auch. Besser als alle. Immer.”

„Willst du dir eine einfangen?”

„Papa … das darf man nicht.”

„Früher …”

„Hör auf mit früher. Früher war immer alles besser, das weiß ich schon.”

„Nein, war es nicht.”

„Doch! Eins schon, Papa. Du sagst immer, wie ich investieren soll und das ich sparen soll, schon früh damit anfangen soll, Geld in Aktien anzusparen, statt es auszugeben.”

„Äh …”

„Aber du hast es damals einfach gehabt. Du konntest einfach zugreifen bei den Aktien, die waren so billig vor zehn Jahren.”

„Das ist doch Unsinn, zeig mir das mal auf den Charts.”

„Lass deine blöden Zickzacklinien im iAndroPhone, damit willst du nur ablenken. 2022 war alles spottbillig, da war es einfach, die Kursgewinne zu machen, auf die du dir heute was einbildest.”

„Was bilde ich mir ein?”

„Du bist gar nicht so schlau gewesen, wie du immer tust. Es waren einfach bessere Zeiten.”

„Nun ja, im September 22 ging es mit den Kursen immer weiter bergab und der Euro im Gleichschritt dazu. Da konnte man schon Angst kriegen, da brauchte es Nerven, Rezession war voraus. Eigentlich ging es bereits das ganze Jahr über bergab mit den Kursen. Die Zinsen zogen an und der Powell …”

„Siehste, jetzt fängst du schon wieder an, eine Vorlesung zu halten. Genau das brauch’ ich gerade nicht.”

„Was brauchst du denn?”

„Einen Fuffi.”

„Einen Fünfhunderttausender?”

„Ja.”

„Da hast du viele Worte für benötigt, um da hinzukommen.”

„Krieg ich nun oder krieg ich nicht. — Aber ich kann’s mir schon denken.”

„Könnte man ein paar Nullen von wegstreichen, wäre praktischer beim Sprechen und Rechnen. Hat man damals in Zimbabwe auch so gemacht.”

„Keine Vorlesung, Papa! Du begreifst es nicht. Nichts mehr von damals! Gib mir einfach den Schein. Oder lass es bleiben.”

„Hier hast du …”

„Oh, danke … das sind aber zwei!”

„Steck ein. Sag’ Mama nichts davon.”

„WAS SOLL ICH NICHT HÖREN, FRANK ?!”

„Oh, liebe Frau … ich hab’ dich gar nicht kommen sehen, ich … ich habe deiner, äh unserer Tochter gerade erklärt, warum es damals … also, guck mal hier, das Chartbild …

Nasdaq 100 als Timing-Chart: Der Pfeil zeigt auf den entscheidenden Moment.

Das ist von 2022, das ging da richtig tief runter und damals wusste keiner, wie tief … Man dachte, der Powell rammt die Kurse direkt in den Boden, da wo der Pfeil hinzeigt, ein wirklicher Chart des Grauens. So stellten sich das die meisten im September vor. Aber dann, das ist kein Wunder, letztlich steigt die Produktivität und der Markt lechzte nach guten Nachrichten, früher oder später … Da brauchte man mit ein bisschen Entschlusskraft nur zuzugreifen, als es wieder hochging, schließlich gehen die Märkte immer wieder hoch. Das war nach dem Volcker auch so, aber davor, natürlich sind das bittere Zeiten. Immerhin: Betrachte ich den US-Markt, sagen wir anhand des Leitindex S+P 500, so brachte der von 1928 bis 2021 im Jahresdurchschnitt eine Rendite von

  • 5,5 Prozent: bei steigender Inflation
  • 14,7 Prozent: bei fallender Inflation

Das hat damals der Anlageexperte Ben Carlson ausgerechnet. Es kam alles noch besser, im Oktober hat der Powell nämlich … äh, wo seid ihr?! Ich wollte doch nur -”

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