Aktien Blog 2022Ansichten eines Aktienanlegers

Lage & Szenarien vom 20.2.2022

Putins Poker und Bidens Beitrag

Von Frank Sauerland

Von Frank Sauerland. - Sprechen wir über Aktien und die Sicherheit unserer Aktienanlagen, müssen wir an diesem Sonntag auch über Atomraketen sprechen.

Russland hat den Beginn von Übungen „strategischer Abschreckungskräfte” angekündigt, Präsident Putin werde dabei persönlich „am Ruder stehen”. Gehen wir als Aktienanleger zu einer Quelle, die dicht dran sein dürfte an jenem Zentrum der Macht, welches das Momentum hat. Hören wir ungefiltertem Originalton zu von RTDE, was das frühere Russia Today ist, eine Nachrichten-Site, die niemand liest, zu der aber jeder eine Meinung hat.

„(…) beginnt in Südrussland eine planmäßige Übung der russischen strategischen Abschreckungskräfte. In ihrem Verlauf finden Übungsschießen mit ballistischen Raketen und Marschflugkörpern statt. Laien und Interessierte sollten sich klarmachen, dass es sich hierbei um eine Übung auf höchstem Niveau handelt – eine Militärübung, bei der Präsident Wladimir Putin selbst am Ruder steht (…) wir zeigen (…) unsere Fähigkeit, tödliche Handlungen des Gegners aufzuhalten.”

Es folgt eine Aufzählung von Raketen- und Marschflugkörpertypen und was sie in welcher Entfernung anrichten können.

„Zur Erinnerung: Der Nuklearmunition ist es gleichgültig, was sie zerstören soll. Sie ist ebenso produktiv beim Auslöschen von Truppengarnisonen wie von Flugplätzen, Kontrollpunkten und Guerillalagern. Ausgehend von hoher Einsatzwahrscheinlichkeit und -intensität im angenommenen Ernstfall (…)”

Der Tonfall ist für Millennials-Ohren ungewohnt. Es ist der Tonfall des Kalten Krieges. Nicht des Kalten Krieges aus der Spätzeit der Sowjetunion, da das Sowjetreich zu einer Gerontokratie erstarrte, deren greisen Führern es schwer fiel, mit altersdünn gewordenen Stimmen überhaupt durchzudringen. Der Tod berief die grauen Männer nacheinander ab, nur Monate nachdem sie den Kreml bezogen hatten, den Zielpunkt ihres jahrzehntelangen, erschöpfenden Aufstiegskampfes im Parteiapparat. — Es ist vielmehr der Tonfall des Kalten Krieges der Männer, die in Saft und Kraft standen, Chruschtschow, Stalin, der frühe Breschnew. Ihnen gegenüber agierten Kennedy, Churchill, Brandt. Sie beherrschten das Spiel der Macht. Sie eskalierten, sie schafften es aber auch zu deeskalieren. Die Frage, die ich mir als Aktienanleger stellen muss: Haben Putin, Biden, Scholz ähnliches Format? Eine Krise hochziehen können Putin und Biden, das zeigt sich gerade. Aber können sie eine Krise auch beherrschen?

Für Millionen Menschen ist das eine entscheidende Frage in der kommenden Woche. Es ist die Frage aller Fragen auch für die Börsenkurse, und nur um die Kurse geht es bei Lage & Szenarien. Was abgeschmackt erscheinen mag, aber es ist die gewählte Begrenzung meines Newsletters, hier wird in 800 Worten nicht die Welt gerettet, höchstens (m)ein Depot und auch das nur ab und zu.

Unabhängig ob Putin und Biden Krise können oder nicht, wird die Ukraine unter russische Einflusssphäre geraten. Die Börse wird erleichtert sein, sich Unternehmenszahlen und ihren Geschäften zuwenden. Seit der altehrwürdige Dow Jones notiert wird, seit 1884, sieht die Mehrzahl der Börsenkursmuster, welche Anbahnung und Verlauf von Kriegen zeichnen, so aus: Kurse zucken und fallen, da die Menschen gebannt und erschreckt auf den Konfliktherd starren, Truppen aufmarschieren. Bricht der Konflikt offen aus, kommt es zum Ausverkauf, eskaliert der Konflikt weiter, streckt sich zeitlich, weitet sich räumlich … wenden sich Börsianer anderen Themen zu, die Kurse steigen.

Das wirkt unmoralisch. Aber Börsen bilden nicht das Weltgeschehen ab, ihre Akteure schauen in die Zukunft. Mit dem flackernden Blick der Gier und der Angst. Börse ist kein Moralgericht. Das tagt in abendlichen Talkshows. Die sind billig zu produzieren, die Studiodeko kann stehenbleiben, nur Urteile und Richter wechseln wöchentlich, wenn überhaupt. — Börsen bewerten Unternehmensergebnisse und ökonomische Folgen von Konflikten, multiplizieren sie mit Gefühlen und Erwartungen von Anlegern. Die Erfahrenen unter ihnen, in erhöhter Konzentration sitzend in Downtown Manhattan, stellen gerade ihre Kauflisten zusammen.

Aber noch kaufen sie nicht. — Mehr dazu nächsten Sonntag; immer sonntags vor der anbrechenden Handelswoche schreibe und verschicke ich die kleine Marktvorbereitung Lage & Szenarienhier auf meinem privaten Emailverteiler eintragen und Lage & Szenarien am Sonntagmorgen im eigenen Email-Postfach haben. — Lebenspraktischer Hinweis für Inhaber eines Email-Accounts von T-Online oder GMX: Die zwei Anbieter unterlassen es in den meisten Fällen, meine automatische Bestätigungsmail auf deine Newsletteranmeldung in dein Email-Postfach zu legen. Ohne einen Klick deinerseits auf den Button in der (nicht zugestellten) Bestätigungsmail bist du nicht auf meinem privaten Verteiler, erhältst kein sonntägliches Lage & Szenarien. Bitte melde dich in solch einem Fall formlos per Email bei mir, ich setze dich von Hand auf die Liste.